Egal, wer Präsident ist: In den USA steckt mehr Amerika, als vielen US-Amerikanern lieb ist. Wir zeigen zwei kleine Teile davon: Arpilleras, lateinamerikanische Volkskunst, die auch mit den GIs nach Karlsruhe gekommen ist. Und gesellschaftskritische Kunst aus dem Herzen der USA, die beweist, dass das politische Spektrum in den USA weit größer ist als zwei von Milliardären gesponserte Präsidentschaftskandidaten vermuten lassen.
Arpilleras sind Quilts aus Südamerika, die Geschichen erzählen. Sie entstanden in Chile während der Militärdiktatur (1973-1990) als Mittel des politischen Widerstands. Die Frauen von Inhaftierten, Ermordeten und Verschwundenen schlossen sich zu Arbeitsgruppen zusammen. In den Arpilleras versuchten sie, das Erlebte zu verarbeiten. Es bildeten sich in ganz Südamerika Frauengruppen, die sich gegenseitig unterstützten und in Arpilleras die politischen und sozialen Zustände anprangerten. Mit der Veränderung der politischen Lage änderten sich teilweise auch die Themen. Die Abwanderung in die Städte vor allem aus wirtschaftlichen Gründen lässt das Leben in den Bergdörfern als Idyll erscheinen. Die Schöpferinnen der Arpilleras stellen das Leben auf dem Land dar, thematisieren aber auch ihren Alltag in der Stadt. Sie bleiben nicht anonym: auf der Rückseite der Quilts befinden sich kleine Taschen, in denen Zettel stecken. Die Arpilleras, die wir zeigen, stammen aus Lima (Peru) und sind um 1980 entstanden.
Es gibt nicht nur Demokraten, Republikaner und Ultrarechte: Den Blick auf die politische Linke in den USA lenken die Arbeiten von Erin Currier, Anthony Hassett und Jim Vogel. Currier und Hassett haben weltweit Protestbewegungen begleitet und kämpfen mit ihrer Arbeit auch gegen die herrschenden Verhältnisse in den USA an.
Für Erin Currier sind die Opfer des Systems die eigentlichen Helden, sie feiert ihren Kampf. Curriers Ansatz entspricht inhaltlich und oft auch formal dem des Holzschnitt-Künstlers HAP Grieshaber. Der zeitweilige Rektor der Karlsruher Kunstakademie war in den 1950er- bis 1970er-Jahren einer der bekanntesten Künstler Deutschlands.
Schwieriger zu fassen ist das Werk von Anthony Hassett. Der 2017 verstorbene Schüler des Underground-Schriftstellers William S. Burroughs arbeitete überwiegend in kleinen Formaten. Die nicht nur mediale, sondern auch reale Überflutung mit Sex und Gewalt kommentierte und kontrastierte er mit seinen als serielle Arbeiten angelegten Moleskine-Büchern. Hohen Stellenwert haben für Hassett seine schriftlichen Anfügungen - oft wenige, kryptische Zeilen, Beispiele für die poetische Cut-Up-Technik, in der Beobachtung, Zufall und unterbewusste Anstöße verschmelzen.
Auf konkrete Ereignisse bezieht sich Jim Vogel. Er beschäftigt sich immer wieder mit den mittlerweile historischen Kämpfen unterdrückter Arbeiter. Natürlich waren das auch früher die gerade frisch eingewanderten Armen, die nur ihre Arbeitskraft hatten. Bis in den 1920er-Jahre kamen sie allerdings aus Europa.
Currier, Hassett und Vogel arbeiten übrigens in der ältesten Hauptstadt der Vereinigten Staaten: in Santa Fé (New Mexico), 1610 mitten in Nordamerika von Spaniern gegründet, zehn Jahre bevor die englischen "Pilgerväter" überhaupt an der Ostküste gelandet sind. "Amerika!" verweist auf Zusammenhänge und wirft Fragen auf: Wir führen euch mit dieser Ausstellung durch ein anderes Land und suchen mit euch nach Antworten.
Ausstellungszeitraum: 27.11.24
bis 28.12.24
www.erincurrierfineart.com
www.instagram.com/vogelsartshop/
blueraingallery.com/blog/transitions-transmissions-transformation-the-true-life-love-story-of-tony-erin
Kunst
Vieles ist anders als es scheint – oder doch nicht?
Gert Burckhard Büttner geht in seinen Plastiken und Grafiken den Paradoxien nach, auf die er bei der Konfrontation mit der Realität stößt. „Seltsame“ Dinge und Sachverhalte sind seine Inspirationsquelle und das schlägt sich in seinen Arbeiten nieder. Hinzu kommen allerdings eine spürbare Neugierde und die Freude daran, zu erforschen, was eigentlich hinter den Dingen steckt. Büttner hat in Karlsruhe (Bildhauerei) und Halle (Metallgestaltung) studiert. Er lebt in der Dübener Heide und ist häufiger Gast auf nationalen und internationalen Bildhauer-Symposien.
Das gilt auch für seinen Sohn Varg Espen-Büttner, der mit 11 Jahren mehrere Kinder- und Jugendpreise gewonnen hat, zuletzt den rheinland-pfälzischen Nachwuchspreis für Plastik. Vater und Sohn haben an einem Symposium für experimentelle Druckgrafik im Kloster Posa/Zeitz teilgenommen. Einige Ergebnisse sehen wir im KOHI.
Ausstellungszeitraum: 27.11.24
bis 28.12.24
Kunst